Fotografie & Kreativität Juli 6, 2025

Fotograf werden: Schritt-für-Schritt Anleitung für Einsteiger

Melina Fassbinder 0 Kommentare

Mitten im Alltag siehst du andere cool inszenierte Bilder posten, und bei dir landen nur verschwommene Schnappschüsse auf dem Handy? Vielleicht hast du dich gefragt: Wie startet man überhaupt als Fotograf – vor allem ohne Vorkenntnisse? Wenn du denkst, heute lohnt sich das gar nicht mehr, weil eh jeder Smartphone-Knipsen kann, zeig ich dir das Gegenteil. Kreativität ist gefragter denn je: Der Bedarf an guten Bildern steigt ständig – in Social Media, für Firmen, für Hochzeiten. Das Beste daran: In Zürich posten sich Influencer und Profis die Hacken wund, doch das Feld ist noch immer voller Möglichkeiten, dich mit deiner Sicht durchzusetzen. Und nein, du musst nicht reich sein, um anzufangen.

Die ersten Schritte: Kamera, Technik und echte Basics

Du denkst, du brauchst gleich eine teure Spiegelreflex? Bloß nicht! Klar, professionelle Ausrüstung ist nett, aber die wichtigste Zutat ist der Blick fürs Motiv – selbst Handyfotos können am Anfang reichen. Viele berühmte Fotografen starteten mit einfachen Kompaktkameras oder sogar alten analogen Klassikern vom Flohmarkt. Wenn du später umsteigst, verstehst du sowieso besser, warum detailreiche Sensoren, lichtstarke Linsen und RAW-Formate wichtig sind.

Worauf kommt's an? Spiel mit Licht und Schatten. Versuche, alltägliche Motive aus ungewöhnlichen Winkeln zu fotografieren. Bau einen kleinen Studio-Set auf dem Küchentisch auf und experimentiere mit Lampen, Taschenlampen, Folien als Filter. Lerne, wie Perspektiven wirken. Fang an, mit Komposition zu spielen: Drittel-Regel, leading lines, Rahmen im Bild. Schau dir die Exif-Daten nach jedem Foto an, um zu checken, was du wie bessere Fotos machen lässt. Auf YouTube gibt's Kanäle, die dich Schritt für Schritt ans Thema ranführen – wie z.B. Benjamin Jaworskyj (deutschsprachig und extrem praktisch), Chelsea & Tony Northrup (englisch, aber super anschaulich). Achte beim Lernen immer auf ehrliche Kritik: Poste deine Bilder anonym in Foren wie „Fotocommunity“ – du wirst wahrscheinlich viel mehr über deine Schwächen lernen als durch Lob von Freunden.

Immer wieder fragen Anfänger nach den besten Einstellungen. Fakt ist: Es gibt kein Wundersetting! Standardmäßig solltest du aber schon mal wissen, wofür ISO, Blende und Belichtungszeit wirklich da sind – die berühmte Belichtungsdreieck-Geschichte. Schau nicht nur auf automatische Programme. Stell dich der Herausforderung und probiere den manuellen Modus, zumindest für ein paar Übungen pro Woche. Leg dir eine Checkliste an für jedes Shooting: Batterie geladen, Speicherkarte leer, Einstellungen auf Anfang. So vermeidest du Pannen.

Jetzt mal kurz Zahlen: Hast du gewusst, dass 2023 weltweit rund 1,6 Billionen Fotos gemacht wurden? Trotzdem gehen fast 99% davon nach wenigen Sekunden in den digitalen Nimmerleinspeicher. Die Kunst liegt darin, ein Bild zu machen, das hängen bleibt. Das schaffst du nicht durch Massenproduktion, sondern durch bewusste Auswahl. Nach spätestens drei Monaten täglichem Knipsen erkennst du, wie du Motive im Alltag gezielter wahrnimmst.

Starter-TippsFehler vermeiden
Experimentiere täglich mit Licht und KompositionKeine Angst vor Kritik – tausche dich mit anderen aus
Starte klein, aber gezielt (Handy, Gebrauchtkamera)Nicht in Technik-Overkill verfallen
Regelmäßig Fotos sortieren und reflektierenKeine Masse statt Klasse!

Wichtig: Schau dir Bilder von bekannten Fotografen an, aber vergleiche dich nicht ständig. Stil ist etwas, das wächst. Lies Bildbände, erkunde Ausstellungen – das schärft deinen Blick und inspiriert. Und egal ob du erstmal Landschaft oder Porträts knipst: Such dir lokale Fotowalks in Zürich. Live-Erfahrung schlägt jede Theorie.

Vom Hobby zur Leidenschaft: Inspiration, Übungen und Portfolio

Vom Hobby zur Leidenschaft: Inspiration, Übungen und Portfolio

Irgendwann reicht das zufällige Geknipse nicht mehr. Wenn du Blut geleckt hast, wird’s spannend: Versuche Serien zu erstellen, z.B. eine Woche Zürich West am Abend, oder Modeporträts mit Freundinnen in der Altstadt. Manche steigen gleich mit 365-Tage-Projekten ein – jeden Tag ein Foto. Das bringt Routine und Disziplin, aber auch Kreativitätsschübe, denn nicht jeder Tag ist gleich inspirierend.

Verpass nicht die Klassiker: Du solltest lernen, wenn möglich im RAW-Format zu fotografieren und dich mit Bildbearbeitung beschäftigen. Lightroom und Capture One sind zwar kostenpflichtig, aber bieten dir unfassbar viele Gestaltungsmöglichkeiten. Keine Sorge, die Grundlagen kann man sich fast schon spielerisch beibringen. Teste zum Beispiel, wie stark ein Bild durch Helligkeit, Kontrast und Farbton verändert werden kann. Entwickle ein Gefühl dafür, wann ein Bild fertig ist – manchmal ist weniger mehr.

Stell dir jetzt die Frage: Was macht ein gutes Foto aus? Es gibt keine Checkliste, die immer stimmt, aber Fachleute sagen oft: Ein starkes Bild erzählt eine Geschichte – das gilt für Mode, Sport oder Architektur. Spiel mit Stimmung, sei mal mutig und zeig auch deine Fehler. Viele Instagram-Stars zeigen inzwischen Making-ofs und Patzer, das macht dich glaubwürdiger als perfekte Hochglanz-Galas.

Übrigens: Recherche ist König. Lies Magazine wie „Fotogeschichte“ oder englische Portale wie „Fstoppers“. Tritt lokalen Gruppen bei – in Zürich gibt’s die „Photo International Club Zurich“ oder entspannte Coffee-Meet-Ups, bei denen einfach jeder mit Interesse willkommen ist. Lerne von anderen! Fast jede:r Profifotograf:in heute hat mal die peinlichen Anfängerfotos von sich. Persönlicher Tipp: Druck dir deine Bilder aus. Ein Foto auf Papier wirkt anders als auf dem Handy, du siehst sofort Details, die auf dem Display verloren gehen.

Dritter Clou: Erstelle schrittweise ein Online-Portfolio. Das kann ein kostenloses Instagram-Profil sein, ein Smugmug-Account oder später sogar deine eigene Webseite. Zeig nur deine besten Arbeiten – weniger ist definitiv mehr. Schon zehn starke Bilder erzählen mehr als 200 mittelmäßige. Achte darauf, die Bilder jährlich kritisch zu prüfen und auszutauschen. Überlege, ob du dich in einem speziellen Bereich auszeichnen willst: Reportage, Street, Mode, Food? Spezialisierung kommt mit Erfahrung, aber mutige Experimente sind am Anfang Gold wert. Setze dir kleine Ziele, z.B. einmal einen Fremden auf der Straße fragen, oder mit Models zusammen zu arbeiten. Am Anfang sind viele unsicher, trau dich einfach. Es lohnt sich.

Fotografie als Beruf: Ausbildung, Möglichkeiten und der Weg zu ersten Aufträgen

Fotografie als Beruf: Ausbildung, Möglichkeiten und der Weg zu ersten Aufträgen

Die große Frage, die am Anfang viele abschreckt: Wie werde ich jetzt damit meinen Lebensunterhalt verdienen? Hier gibt’s kein Pauschalrezept, aber einige sehr wirkungsvolle Strategien. In der Schweiz gibt's die klassische Option: Ausbildung zum Fotografen EFZ (Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis), die in drei Jahren Theorie, Praxiseinsätze und spezialisierte Technik abdeckt. Die Lehrstellen sind rar – gerade in Zürich – aber das gibt's wirklich. Alternativ laufen viele Quereinsteiger:innen über Praktika, Assistenzen bei Profis oder eigene Projekte, mit denen sie bei Kunden vorstellig werden.

Viel wichtiger als Zertifikate ist allerdings heute das Netzwerk und dein persönliches Portfolio. Unternehmen, Magazine, kleinere Startups und Solo-Selbstständige suchen permanent frischen Bild-Content. Du kannst als Fotoassistenz starten – das bedeutet, bei erfahrenen Leuten mitzulaufen, Licht zu halten, Shooting-Locations aufzubauen. Klingt erstmal unscheinbar, ist aber der schnellste Weg, um Insiderwissen zu bekommen, Kontakte zu sammeln und an echte Jobs zu kommen. Die Bezahlung ist am Anfang oft niedrig, aber jeder kennt jemanden. Erste bezahlte Jobs kommen meist aus dem erweiterten Freundeskreis – z.B. Geburtstagsshootings, Taufen, Businessporträts für die Website eines Bekannten.

Jetzt ein wichtiger Fakt: Laut Branchenstatistik sind 41% aller Fotografen in der Schweiz selbstständig – Tendenz steigend. Das heißt zwar viel Freiheit, aber auch eine Menge Eigeninitiative. Du brauchst eine clevere Preiskalkulation. Skill-Tests, wie sie z.B. von der Schweizer Berufsfotografen-Vereinigung angeboten werden, helfen dir dabei, dich einzuschätzen. Achte darauf, dich fürs Finanzamt ab der ersten bezahlten Rechnung korrekt anzumelden und setz dich mit Urheberrecht auseinander. Ein Bild darfst du nicht einfach ungefragt kopieren oder weiterverkaufen – die Rechtslage solltest du kennen.

Dann gibt’s da noch die Power der Social Media Präsenz. Ein erfolgreiches Instagram-Profil bringt Sichtbarkeit – und manchmal echte Kunden. Teil deine Entwicklung, erzähl kleine Stories übers Fotos machen und kennzeichne deine Arbeiten mit passenden Hashtags (z.B. #zurichphotographer). Rechne aber nie allein mit Social Media. Knüpfe Kontakte vor Ort, schreib lokale Unternehmen an, biete Probe-Shootings kostenlos an (Tipp: Maximal 2–3, sonst arbeitest du am Ende nur gratis).

Sinnvoll ist es, schon als Anfänger an Wettbewerben teilzunehmen, zum Beispiel dem Swiss Photo Award, lokalen Ausstellungen wie im Photobastei oder dem internationalen Sony World Photography Award. Wenn du dich da behauptest, wächst dein Selbstbewusstsein – und du bekommst wertvolles professionelles Feedback.

Brauchst du jetzt ein Vermögen für Ausrüstung? Die Antwort ist klar: Nein. Für die meisten bezahlten Aufträge (z.B. Porträts) reicht schon ein Einsteigermodell, zum Beispiel die Canon EOS M-Serie, Nikon Z50 oder eine gebrauchte Sony Alpha-Reihe. Am wichtigsten ist eine lichtstarke, festbrennweitige Linse (z.B. 50mm/1.8). Lass dich nicht verrückt machen von endlosen Technikdebatten in Foren. Gute Bilder entstehen im Kopf – und durch viel probieren. Einige Profis nutzten sogar bis vor kurzem Smartphones mit Pro-Modus und Zusatzlinsen für kleinere Magazine und Startups.

Nach ein, zwei Jahren regelmäßiger Fotografie siehst du Resultate. Vielleicht hast du das Gefühl, auf der Stelle zu treten? Dann such dir ein neues Genre, begleite mal ein Musikfestival, einen Sportevent oder gehe auf Bergtouren mit Kamera. Profis sagen oft: Die besten Jobs und Ideen entstehen im Alltag, beim Plaudern im Café oder durch einen Zufallskontakt bei Events.

FaktZürcher Profimarkt
41 % Selbstständigenquote schweizweitViel Bewegung in Mode-, Reportage-, Foodbereich
Lehrstellen selten, aber möglichVernetzung über lokale Ausstellungen unerlässlich
Social Media als Chance statt MussErste Kunden fast immer durch direkte Kontakte

Zuletzt: Du brauchst nicht jede Fähigkeit bis zum letzten Pixel zu beherrschen. Bleib dran, bleib neugierig, frag nach, such Austausch und hab keine Scheu, auch mal komplett neue Dinge zu probieren – das ist oft der Grundstein für deinen ganz eigenen, unverkennbaren Stil. Und denk daran: Kein Fotograf ist je wirklich „fertig“. Aber der Weg von Null bis zu ersten eigenen Aufträgen ist viel kürzer, als du glaubst. Also, Kamera schnappen und los!