Fotografie Technik Dezember 10, 2025

Was bedeutet das F in der Kamera? Die vollständige Erklärung für Fotografen

Melina Fassbinder 0 Kommentare

Wenn du deine Kamera zum ersten Mal in der Hand hältst, stolperst du über Buchstaben und Zahlen, die nichts mit deinem Foto zu tun zu haben scheinen. Und dann ist da dieses F - auf dem Display, am Objektiv, in den Einstellungen. Was bedeutet das eigentlich? Es ist nicht etwa ein Markenname, kein Firmware-Update und auch kein Geheimcode. Das F steht für Blende - und es ist eine der wichtigsten Zahlen, die du als Fotograf verstehen musst.

Was ist das F wirklich?

Das F in der Kamera ist die Abkürzung für F-Nummer oder Blendenwert. Es beschreibt, wie weit das Objektiv geöffnet ist - also wie viel Licht durchkommt, wenn du den Auslöser drückst. Eine niedrige F-Zahl wie f/1.8 bedeutet eine große Öffnung, viel Licht und einen unscharfen Hintergrund. Eine hohe F-Zahl wie f/16 bedeutet eine kleine Öffnung, weniger Licht und einen scharfen Hintergrund.

Diese Zahl ist kein willkürlicher Wert. Sie folgt einer festen mathematischen Logik: Die F-Nummer ist das Verhältnis zwischen der Brennweite des Objektivs und dem Durchmesser der Blendenöffnung. Wenn du ein 50-mm-Objektiv mit f/2 hast, ist die Blendenöffnung 25 mm groß (50 geteilt durch 2). Bei f/4 ist sie nur noch 12,5 mm. Jeder Schritt nach oben (z. B. von f/2 auf f/2.8) halbiert die Lichtmenge, die auf den Sensor trifft.

Warum ist das F so wichtig?

Drei Dinge hängen direkt vom Blendenwert ab: Licht, Schärfentiefe und Bildqualität.

  • Licht: Bei Dunkelheit brauchst du eine große Blende - also eine niedrige F-Zahl. f/1.4 oder f/1.8 sind ideal für Nachtaufnahmen ohne Blitz. In hellem Sonnenlicht reicht oft f/8 oder f/11, um nicht zu überbelichten.
  • Schärfentiefe: Das F bestimmt, wie viel von deinem Bild scharf ist. Ein Porträt mit f/1.8 hat nur die Augen scharf, der Hintergrund verschwimmt - das ist der sogenannte Bokeh-Effekt. Bei einer Landschaftsfotografie willst du alles scharf haben: Dann stellst du auf f/11 oder f/16 ein.
  • Bildqualität: Die meisten Objektive sind nicht an den extremen Blendenwerten am schärfsten. Oft ist f/5.6 bis f/8 der Sweet Spot - der Punkt, an dem die Optik am besten abschneidet. Zu weit geöffnet (f/1.4) kann zu Unschärfe an den Rändern führen. Zu stark geschlossen (f/22) führt zu Beugungsunschärfe, weil das Licht an den Blendenlamellen gebeugt wird.

Ein echtes Beispiel: Du fotografierst einen Hund im Park. Mit f/2.8 ist er scharf, der Baum dahinter ein weiches Grün. Mit f/16 ist der Hund scharf, aber auch jeder Blatt, jede Äste, jede Wiese im Hintergrund. Welches Bild willst du machen?

Wie verwendest du das F in der Praxis?

Die meisten Fotografen arbeiten in drei Modi: Automatik, Blendenpriorität und manuell.

  • Automatik (Auto): Die Kamera entscheidet selbst, welches F sie wählt. Funktioniert oft gut - aber nicht immer. In schwierigem Licht kann sie zu viel Licht zulassen und den Hintergrund verwischen, obwohl du alles scharf haben willst.
  • Blendenpriorität (A oder Av): Du bestimmst das F, die Kamera wählt die Verschlusszeit. Das ist der Standardmodus für Porträts, Landschaften und Straßenfotografie. Stellst du f/2.8 ein? Dann bekommst du einen verschwommenen Hintergrund. Stellst du f/11 ein? Dann ist alles scharf. Die Kamera passt die Belichtungszeit automatisch an - egal, ob du im Dunkeln oder im Sonnenlicht bist.
  • Manuell (M): Du bestimmst F, Verschlusszeit und ISO. Nur dann hast du volle Kontrolle. Besonders nützlich bei Studiofotografie, Langzeitbelichtungen oder wenn du Lichtwechsel kontrollieren willst.

Ein praktischer Tipp: Wenn du ein neues Objektiv bekommst, probier es aus. Nimm ein Stativ, stell dein Objektiv auf f/2.8, f/5.6, f/11 und f/16. Fotografiere denselben Gegenstand - ein Buch, eine Blume, eine Tasse. Schau dir die Bilder auf dem Computer an. Du wirst sehen, wie sich die Schärfentiefe verändert. Das ist der beste Kurs, den du je gemacht hast.

Vergleich zweier Fotos: ein Porträt mit unscharfem Hintergrund und eine Landschaft mit voller Schärfe.

Was bedeutet das F auf dem Objektiv?

Am Objektiv steht oft etwas wie „f/1.8-2.8“ oder „f/4“. Das ist die maximale Blende - also die größte Öffnung, die das Objektiv zulässt.

  • f/1.8-2.8: Ein Zoomobjektiv mit variabler Blende. Bei 24 mm kannst du f/1.8 nutzen, bei 70 mm nur noch f/2.8. Das Objektiv ist leichter und günstiger, aber die Lichtstärke sinkt, wenn du hineinzoomst.
  • f/2.8: Ein festes, konstantes Objektiv. Egal ob du bei 24 mm oder 70 mm bist - du kannst immer f/2.8 nutzen. Solche Objektive sind teurer, schwerer, aber für Profis unverzichtbar. Sie liefern konsistente Belichtung und Schärfentiefe - egal wie du zoomst.

Wenn du eine Kamera mit Wechselobjektiven hast, achte darauf, welche maximale Blende das Objektiv hat. Ein f/4-Zoom ist für Tageslicht okay. Ein f/1.4-Objektiv ist ein Lichtmagier - du kannst auch bei Dämmerung noch ohne Blitz scharfe Fotos machen.

Was passiert, wenn du das F falsch einstellst?

Fehler passieren - und sie sind oft leicht zu beheben.

  • Zu viel Licht, überbelichtetes Bild: Du hast f/1.4 bei Mittagssonne gewählt. Das Bild ist weiß. Lösung: Höhere F-Zahl einstellen (f/8, f/11), ISO senken oder Verschlusszeit verkürzen.
  • Zu wenig Licht, dunkles Bild: Du hast f/16 bei Abenddämmerung gewählt. Alles ist schwarz. Lösung: Niedrigere F-Zahl (f/2.8), höheren ISO oder längere Belichtungszeit.
  • Unscharfer Hintergrund, aber du willst alles scharf: Du hast f/1.8 für eine Landschaft genommen. Der Vordergrund ist scharf, der Horizont verschwommen. Lösung: Auf f/8 oder f/11 stellen. Bei extremen Weitwinkelobjektiven reicht oft sogar f/5.6.

Ein häufiger Fehler: Neue Fotografen denken, f/1.4 ist immer besser. Aber du brauchst nicht immer eine unscharfe Hintergrund. Manchmal willst du, dass der Betrachter alles sieht - die Straße, die Menschen, die Werbung, die Wolken. Dann brauchst du f/11, nicht f/1.4.

Wie verhält sich das F zu ISO und Verschlusszeit?

Das F ist nur ein Teil des Belichtungsdreiecks - zusammen mit ISO und Verschlusszeit.

  • ISO: Bestimmt die Lichtempfindlichkeit des Sensors. Hoher ISO (1600, 3200) macht das Bild heller, aber auch rauschiger.
  • Verschlusszeit: Wie lange der Sensor Licht aufnimmt. Lange Belichtung (1/2 Sekunde) macht das Bild heller, aber Bewegungsunschärfe entsteht.
  • F-Nummer: Bestimmt, wie viel Licht durchkommt und wie viel scharf ist.

Wenn du das F erhöhst (z. B. von f/4 auf f/8), halbierst du das Licht. Um das auszugleichen, kannst du:

  • Die Verschlusszeit verdoppeln (von 1/125 auf 1/60)
  • Oder den ISO verdoppeln (von 400 auf 800)

Das ist kein komplizierter Mathematiktest. Es ist ein Spiel mit Licht. Je mehr du übst, desto intuitiver wird es. Du wirst nicht mehr nachdenken - du wirst einfach wissen, welches F du brauchst.

Lichtkreis als Blendenwert f/2.8 schwebt in Dunkelheit, umgeben von Silhouetten von Mensch und Landschaft.

Was ist der beste F-Wert?

Es gibt keinen „besten“ F-Wert. Nur den richtigen für deine Geschichte.

Porträt? f/1.8-f/2.8. Landschaft? f/8-f/16. Straßenfotografie? f/5.6-f/8. Makro? f/5.6-f/11. Action? f/2.8 oder schneller, um Bewegungsunschärfe zu vermeiden.

Einige Profis arbeiten fast immer bei f/8 - weil sie wissen, dass das die beste Schärfe und Tiefenschärfe bietet. Andere lieben f/1.4 für den emotionalen Effekt. Beides ist richtig - je nachdem, was du ausdrücken willst.

Die größte Lüge in der Fotografie ist: „Je niedriger die F-Zahl, desto besser.“ Nein. Je passender die F-Zahl zu deinem Motiv, desto besser.

Wie lernst du das F zu fühlen?

Probiere diese Übungen aus:

  1. Gehe morgens in den Park. Fotografiere denselben Baum mit f/2.8, f/5.6, f/11, f/16. Vergleiche die Bilder. Was verändert sich?
  2. Fotografiere einen Menschen im Raum. Stell f/1.8 ein - wie fühlt sich das Bild an? Dann stell f/11 ein. Wie verändert sich die Stimmung?
  3. Fotografiere bei Dämmerung. Versuche, mit f/1.8 und ISO 1600 ein scharfes Bild zu machen. Was passiert, wenn du auf f/4 gehst? Kannst du noch die Gesichter erkennen?

Diese Übungen dauern 15 Minuten. Sie verändern deine Sichtweise für immer.

Was kommt nach dem F?

Wenn du das F verstanden hast, wirst du plötzlich andere Dinge sehen. Du wirst merken, warum manche Fotos emotional wirken - und andere nicht. Du wirst verstehen, warum ein Bild mit f/2.8 wie ein Gemälde wirkt - und ein Bild mit f/16 wie ein Dokument.

Die Kamera ist kein Zauberkasten. Sie ist ein Werkzeug. Und das F ist der Schalter, mit dem du Licht und Raum formst. Es ist nicht die Auflösung, nicht der Sensor, nicht der Preis. Es ist die Blende - das F -, die entscheidet, was du erzählst.

Was bedeutet das F auf meinem Objektiv?

Das F steht für Blendenwert - es zeigt, wie weit das Objektiv geöffnet werden kann. Eine niedrige Zahl wie f/1.8 bedeutet eine große Öffnung und viel Licht. Eine hohe Zahl wie f/16 bedeutet eine kleine Öffnung und weniger Licht. Auf dem Objektiv steht oft der maximale Wert, den es erreichen kann, z. B. f/1.8-2.8 bei Zoomobjektiven.

Ist f/1.4 immer besser als f/4?

Nein. f/1.4 lässt mehr Licht durch und erzeugt einen unscharfen Hintergrund - ideal für Porträts. Aber für Landschaften, Architektur oder Gruppenfotos willst du meist alles scharf haben. Dann ist f/4, f/8 oder sogar f/16 besser. Die beste Blende ist die, die zu deinem Motiv passt - nicht die niedrigste Zahl.

Warum wird mein Bild unscharf, wenn ich f/22 einstelle?

Bei sehr kleinen Blenden wie f/22 tritt Beugungsunschärfe auf. Das Licht wird an den Blendenlamellen abgelenkt und verliert an Schärfe. Die meisten Objektive sind zwischen f/5.6 und f/11 am schärfsten. f/22 ist nur nötig, wenn du extrem große Schärfentiefe brauchst - und bereit bist, an Schärfe zu verlieren.

Welches F sollte ich für Nachtaufnahmen nutzen?

Für Nachtaufnahmen brauchst du so viel Licht wie möglich. Nutze die niedrigste F-Zahl, die dein Objektiv zulässt - meist f/1.4, f/1.8 oder f/2.8. Kombiniere das mit einem Stativ und einer längeren Belichtungszeit, um Rauschen zu vermeiden. Ohne Stativ kannst du ISO erhöhen, aber das erhöht auch das Rauschen.

Warum ist das F in der Automatik manchmal schlecht?

Die Kamera wählt das F, um eine korrekte Belichtung zu erreichen - aber nicht, um ein gutes Bild zu machen. Sie könnte f/1.8 wählen, um im Dunkeln zu belichten, aber dann ist nur dein Auge scharf - der Rest unscharf. Wenn du eine Landschaft fotografierst, willst du aber alles scharf. Deshalb ist Blendenpriorität (Av) oft besser als Vollautomatik.