Karriere Dezember 8, 2025

Wie hoch ist die Nachfrage nach Fotografie heute?

Melina Fassbinder 0 Kommentare

Stell dir vor, du machst ein Foto - ein echtes, scharfes, emotionsgeladenes Bild - und jemand zahlt dafür. Nicht nur ein paar Euro für einen Instagram-Post, sondern richtig Geld. Für ein Bild, das eine Marke verkauft, eine Familie erinnert oder eine Nachricht verbreitet. Das ist heute möglich. Aber wie oft passiert das wirklich? Wie hoch ist die Nachfrage nach Fotografie, wirklich?

Fotografie ist kein Auslaufmodell - sie hat sich verändert

Viele denken, mit Smartphones und KI-Bildern sei die Fotografie als Beruf obsolet. Das ist falsch. Die Nachfrage nach echter Fotografie ist höher denn je - aber anders als vor zehn Jahren. Es geht nicht mehr darum, wie viele Bilder du machst. Sondern darum, welche Geschichten du erzählst und wer sie braucht.

Im Jahr 2025 gibt es in der Schweiz über 12.000 selbstständige Fotografen. Das ist ein Anstieg von 37% seit 2020. Aber nur 1.800 davon leben davon, dass sie hauptsächlich Auftragsfotografie machen. Der Rest ergänzt das Einkommen mit Lehren, Verkauf von Prints, Social Media oder Nebenjobs. Die Nachfrage ist da - aber sie ist selektiv.

Welche Bereiche zahlen wirklich gut?

Nicht jede Art von Fotografie ist gleich lukrativ. Hier sind die Bereiche, in denen Unternehmen und Privatpersonen heute am meisten Geld ausgeben:

  • Business-Fotografie: Firmenporträts, Produktfotografie für E-Commerce, Arbeitsplatzdokumentation. Ein mittelständisches Unternehmen in Zürich gibt durchschnittlich 3.500 CHF pro Monat für professionelle Fotos aus - und das seit 2023 konstant.
  • Immobilienfotografie: Jede Wohnung, die verkauft wird, braucht hochwertige Bilder. In der Schweiz werden monatlich über 15.000 Immobilien online angeboten. Fast alle nutzen professionelle Fotografen. Die Preise liegen zwischen 150 und 800 CHF pro Objekt - je nach Größe und Standort.
  • Eventfotografie: Hochzeiten, Firmenfeiern, Konzerte. Der Markt für Hochzeitsfotografie ist gesättigt, aber der für professionelle Eventfotografie bei Konferenzen oder Tech-Events wächst. Ein Fotograf, der regelmäßig für Startups in Zürich oder Basel arbeitet, verdient zwischen 120 und 200 CHF pro Stunde.
  • Medizinische und wissenschaftliche Fotografie: Das ist ein Nischenmarkt, aber extrem gut bezahlt. Fotografen, die Operationen dokumentieren, Mikroskopbilder aufbereiten oder klinische Studien visuell begleiten, verdienen bis zu 150 CHF pro Stunde. Es braucht spezielle Ausbildung, aber die Nachfrage steigt mit der Digitalisierung der Medizin.

Die wenigsten Menschen wissen: Krankenhäuser, Pharmafirmen und Universitäten in der Schweiz haben eigene Fotografen angestellt - oder vergeben feste Aufträge. Das ist kein Trend, das ist ein Bedarf.

Medizinischer Fotograf dokumentiert einen chirurgischen Eingriff in einem Schweizer Krankenhaus.

Warum verlieren viele Fotografen den Anschluss?

Die meisten Fotografen, die scheitern, machen denselben Fehler: Sie denken, sie müssen besser fotografieren. Sie kaufen teurere Kameras, lernen neue Lichttechniken, optimieren ihre Postproduktion. Aber das ist nicht das Problem.

Das Problem ist: Sie verstehen nicht, dass sie kein Künstler sind - sie sind Dienstleister. Ihre Kunden brauchen keine Kunst. Sie brauchen Lösungen. Ein Immobilienmakler braucht Fotos, die Wohnungen größer, heller und einladender wirken lassen. Ein Startup braucht Bilder, die Vertrauen und Innovation vermitteln. Ein Arzt braucht klare, medizinisch korrekte Aufnahmen für Patienteninformationen.

Die Fotografen, die heute erfolgreich sind, sprechen die Sprache ihrer Kunden. Sie fragen nicht: „Was willst du für ein Bild?“ Sie fragen: „Was soll dieses Bild bewirken?“

Die Rolle von KI - Bedrohung oder Chance?

KI-Bilder sind überall. Du kannst mit einem Text prompt ein Foto von einem „Lachs, der auf einem Skateboard fährt“ generieren. Und ja - manche Unternehmen sparen sich damit Kosten. Aber hier ist der entscheidende Unterschied:

KI-Bilder sind generisch. Sie haben keine Seele. Keine Spur von Echtzeit. Keine Emotion, die nur ein Mensch einfangen kann - der in der Situation war, der den Moment spürte, der wusste, wann er auslösen muss.

Ein KI-Bild für eine Produktkampagne? Es wirkt flach. Es wirkt kalt. Es wirkt, als wäre es von jemandem gemacht worden, der nie einen Lachs gesehen hat.

Die Kunden, die wirklich zahlen, erkennen das. Sie zahlen dafür, dass ein Fotograf einen Moment authentisch festhält - nicht einen Algorithmus, der ihn nachbaut. Die Nachfrage nach echten, menschlichen Bildern steigt, weil KI-Bilder zu häufig werden.

Gegenüberstellung von generischen KI-Bildern und echten menschlichen Momenten in natürlichem Licht.

Was brauchst du, um in der Nachfrage zu bleiben?

Du musst nicht die beste Kamera haben. Du musst nicht auf Instagram 100.000 Follower haben. Du musst nicht in Paris oder New York arbeiten. Du musst:

  1. Spezialisieren: Werde der Fotograf für Ärzte. Oder für Bauernhöfe. Oder für kleine Handwerksbetriebe. Je spezifischer, desto weniger Konkurrenz und desto höher die Preise.
  2. Verstehen, was dein Kunde braucht: Mach dir Notizen, bevor du fotografierst. Frag: „Was soll das Bild erreichen?“ Nicht: „Wie sieht es aus?“
  3. Zeit investieren, nicht Kamera: Die besten Fotografen verbringen 70% ihrer Zeit mit Kundenkommunikation, Vertragsgestaltung und Nachbetreuung. Nur 30% mit dem Auslösen.
  4. Dokumentieren, was du tust: Zeig deinen Kunden, wie dein Bild ihren Umsatz steigert. Ein Bild, das 10% mehr Klicks auf eine Produktseite bringt, ist einen 500-CHF-Auftrag wert.

Die Realität: Es ist hart - aber machbar

Ja, die Fotografie ist kein Weg zum schnellen Reichtum. Aber sie ist ein Weg, der sich lohnt - wenn du dich richtig positionierst. Wer heute in der Schweiz als Fotograf überlebt, arbeitet nicht nur mit Licht und Komposition. Er arbeitet mit Märkten, mit Bedürfnissen, mit Business-Logik.

Die Nachfrage nach Fotografie ist nicht gesunken. Sie hat sich verschoben. Sie ist jetzt dort, wo echte Menschen echte Probleme lösen - und dafür bereit sind, dafür zu zahlen.

Wenn du bereit bist, dich nicht nur als Fotograf, sondern als Lösungsanbieter zu sehen - dann ist die Nachfrage nach dir größer als je zuvor.

Ist Fotografie noch ein rentabler Beruf in der Schweiz?

Ja, aber nur für die, die sich spezialisieren und nicht nur Fotos machen, sondern Lösungen anbieten. Immobilien-, Business- und medizinische Fotografie zahlen gut. Wer als Allrounder arbeitet, kämpft um kleine Aufträge und niedrige Preise.

Wie viel verdient ein Fotograf in der Schweiz im Durchschnitt?

Der Durchschnitt liegt bei 55.000 CHF pro Jahr - aber das ist irreführend. Die Hälfte der Fotografen verdient weniger als 40.000 CHF, weil sie nebenher arbeiten. Die Top 20% verdienen über 90.000 CHF - oft durch Spezialisierung und feste Kundenverträge.

Braucht man eine Ausbildung, um erfolgreich zu sein?

Nein, aber du brauchst Kenntnisse. Eine formale Ausbildung hilft, aber viele erfolgreiche Fotografen haben gelernt, indem sie bei Profis mitgearbeitet haben. Wichtig ist: Du musst verstehen, wie man mit Kunden kommuniziert, Rechnungen stellt und Verträge schreibt. Das lernt man nicht mit der Kamera.

Sind KI-Bilder eine Bedrohung für Fotografen?

KI-Bilder ersetzen generische Stockfotos - aber nicht authentische, kontextbezogene Fotografie. Unternehmen, die echte Emotionen, spezifische Umgebungen oder technische Genauigkeit brauchen, zahlen weiterhin für menschliche Fotografen. KI ist ein Werkzeug - kein Ersatz.

Welche Branchen suchen aktuell Fotografen?

Immobilien, Medizin, Technologie-Startups, Lebensmittelproduzenten, Tourismusregionen und Bildungseinrichtungen. Alle brauchen professionelle Bilder, die nicht von KI generiert werden können - oder nicht wollen, weil sie zu kalt wirken.