Fotografie November 21, 2025

Wie werde ich professioneller Fotograf? Der praktische Weg von der Leidenschaft zum Job

Melina Fassbinder 0 Kommentare

Ein Foto zu machen ist einfach. Einen Job als Fotograf zu bekommen, ist etwas ganz anderes. Du hast deine Kamera, du liebst das Licht, du schießt Fotos für Freunde und hast schon ein paar hundert Bilder auf deiner Festplatte. Aber wie kommst du von da zu einem echten Job? Viele denken, es reicht, gut zu fotografieren. Das ist nicht genug. Der Markt ist voller talentierter Amateure. Was zählt, ist, wie du dich als Profi präsentierst - und wie du Menschen davon überzeugst, dass du der richtige für ihren Auftrag bist.

Was du wirklich brauchst - nicht nur eine Kamera

Du brauchst keine teure Ausrüstung, um anzufangen. Ein guter DSLR- oder Spiegelreflexkamera mit einem 50-mm-Objektiv reicht völlig aus. Was du brauchst, ist ein Portfolio. Nicht 200 Fotos, die du auf Instagram hochlädst. Ein Portfolio ist eine sorgfältig ausgewählte Sammlung von 10 bis 15 Bildern, die zeigen, was du kannst - und was du einzigartig machst. Es muss konsistent sein. Wenn du Portraitfotografie machst, zeige nur Portraits. Wenn du Landschaften liebst, zeige keine Hochzeitsfotos daneben. Kunden suchen Spezialisten, keine Generalisten.

Ein Portfolio ist kein Lebenslauf. Es ist deine Visitenkarte in Bildern. Jedes Bild sollte eine Geschichte erzählen. Ein Bild von einem jungen Paar, das lacht, während der Wind ihre Haare weht - das sagt mehr als zehn Textzeilen. Wähle Bilder, die Emotionen wecken. Nicht die, die du am meisten magst. Die, die andere anrühren.

Wie du deine erste Bezahlung bekommst

Viele denken, sie müssen erst einen Job bei einem Studio bekommen. Das ist ein Irrtum. Die meisten Fotografen beginnen mit kleinen, unbezahlten Aufträgen - und verwandeln sie in bezahlte. Nimm dir ein lokales Café, einen kleinen Modehändler oder einen Künstler, der gerade eine Ausstellung vorbereitet. Biete an, kostenlos Fotos zu machen - aber nur, wenn du die Rechte an den Bildern behältst. Sag klar: „Ich mache die Fotos kostenlos, du bekommst die Dateien, und ich verwende sie in meinem Portfolio.“

Diese ersten Aufträge sind dein Sprungbrett. Du sammelst Erfahrung, du lernst, wie man mit Kunden umgeht, und du baust ein echtes Portfolio auf. Nach drei bis fünf solchen Projekten kannst du anfangen, Preise zu nennen. Beginne mit 50 bis 80 Franken pro Stunde. Das ist nicht viel, aber es ist realistisch. Und es zeigt, dass du professionell bist - nicht nur ein Hobbyfotograf.

Welche Art von Fotografie funktioniert heute?

Es gibt keine „beste“ Art von Fotografie. Aber es gibt Arten, die heute mehr Nachfrage haben. Portraitfotografie für kleine Unternehmen - also Fotos von Inhabern, Mitarbeitern, Teams - ist stark gefragt. Viele kleine Firmen haben keine Budgets für große Agenturen, aber sie brauchen gute Fotos für ihre Website oder Social Media. Das ist dein Eintritt.

Produktfotografie für Online-Shops ist ein weiteres Feld. Du brauchst keine Studio-Ausrüstung. Ein weißer Hintergrund, ein Stativ und ein gutes Licht - das reicht. Du kannst mit lokalen Handwerkern oder Etsy-Verkäufern zusammenarbeiten. Sie brauchen Fotos ihrer Produkte. Du brauchst Geld. Ein einfacher Deal: 10 Fotos für 150 Franken. Das ist schnell verdientes Geld, und du baust deine Erfahrung auf.

Vermeide Hochzeiten, wenn du gerade anfängst. Sie sind stressig, teuer in der Ausrüstung, und du brauchst Versicherungen, Verträge und viel Erfahrung. Fange mit etwas Einfacherem an. Baue dein Vertrauen auf - dann kannst du später zu teureren Jobs wechseln.

Wie du dich sichtbar machst - ohne Instagram

Instagram ist kein Jobmarkt. Es ist ein Spielplatz. Du kannst dort nicht „einen Job bekommen“. Du kannst aber deine Arbeit zeigen - und dann auf andere Weise nach Kunden suchen.

Erstelle eine einfache Website. Nicht mit WordPress und 20 Plugins. Mit einer statischen Seite, die du mit HTML und CSS selbst baust. Zeige dein Portfolio. Schreibe eine klare Beschreibung: „Ich mache professionelle Portraits für kleine Unternehmen in Zürich und Umgebung.“ Füge einen Kontakt-Button hinzu. Teile die Website in deinem lokalen Facebook-Gruppen, in Foren wie SwissPhotographers oder auf LinkedIn. Sag nicht: „Ich bin Fotograf.“ Sag: „Ich helfe kleinen Unternehmen, mit echten Bildern zu überzeugen.“

Gehe zu lokalen Events: Marktstände, Kunstausstellungen, kleine Konzerte. Bring deine Kamera mit. Frage: „Darf ich ein paar Fotos machen?“ Gib den Leuten danach ein Bild als Geschenk. Mach sie glücklich. Sie werden dich weiterempfehlen. Das ist echtes Networking - nicht das, wo du jemandem eine Visitenkarte gibst und ihn nie wieder siehst.

Fotograf porträtiert einen Geschäftsinhaber vor weißem Hintergrund mit Softbox-Licht.

Wie du deine Preise setzt - ohne zu unterbieten

Viele Anfänger verkaufen ihre Fotos für 20 Franken. Das ist nicht nur unfair für dich - es ist unfair für alle anderen Fotografen. Du kannst nicht mit 20 Franken leben. Du kannst nicht mit 20 Franken eine Kamera ersetzen, wenn sie kaputt geht.

Rechne deine Kosten: Kamera, Speicherkarten, Software, Versicherung, Steuern, Zeit für Bearbeitung. Wenn du für ein Shooting 2 Stunden brauchst und 3 Stunden für die Bearbeitung - das sind 5 Stunden. Wenn du 80 Franken pro Stunde verlangst, dann sind das 400 Franken. Das ist fair. Und wenn du 10 Bilder lieferst, dann sind das 40 Franken pro Bild. Das ist günstiger als ein Werbeagentur, aber professionell genug, um zu überzeugen.

Verkaufe nicht deine Zeit. Verkaufe dein Ergebnis. Sag: „Ich liefere 10 hochwertige, bearbeitete Fotos in hoher Auflösung, bereit für Web und Druck.“ Das klingt nach Wert. Nicht nach Arbeit.

Was du nicht tun solltest

Nimm keine Jobs an, bei denen der Kunde sagt: „Ich zahle dir später, wenn ich Geld habe.“ Das passiert oft. Und du wirst nie bezahlt. Verlange eine Anzahlung von mindestens 30 Prozent. Schreibe einen einfachen Vertrag. Du brauchst keinen Anwalt. Nutze eine Vorlage von SwissPhotographers.ch. Ein paar Zeilen reichen: Wer, Was, Wann, Wieviel, Wann wird bezahlt.

Vermeide es, deine Fotos auf Fotostock-Seiten wie Shutterstock hochzuladen. Es ist fast unmöglich, damit Geld zu verdienen - besonders als Anfänger. Du verlierst die Kontrolle über deine Bilder, und du wirst nicht als Profi wahrgenommen.

Und vergiss nicht: Du bist kein Künstler, der auf Inspiration wartet. Du bist ein Dienstleister. Du musst pünktlich sein. Du musst Emails beantworten. Du musst deine Arbeit liefern - auch wenn du keine Lust hast. Das ist der Unterschied zwischen Hobby und Beruf.

Wie du weiterkommst - nach dem ersten Job

Nach deinem ersten bezahlten Job bist du kein Anfänger mehr. Du bist ein Fotograf. Jetzt geht es darum, dich zu verbessern - und dich zu vermarkten.

Frage deinen Kunden nach einem Testimonial. „Könnten Sie mir ein kurzes Statement schreiben, wie Ihnen die Fotos gefallen haben?“ Das kannst du auf deiner Website zeigen. Ein Satz wie „Melina hat genau das Bild gemacht, das wir brauchten - schnell, professionell, mit Gefühl.“ - das ist Gold.

Suche nach Mentoren. Finde einen Fotografen, der schon fünf Jahre Erfahrung hat. Frag ihn, ob du ihn für eine Stunde zum Kaffee treffen darfst. Die meisten sind bereit zu helfen - wenn du respektvoll bist. Frag nicht: „Wie werde ich reich?“ Frag: „Was hast du gelernt, als du angefangen hast?“

Und arbeite kontinuierlich. Nicht nur, wenn du einen Auftrag hast. Jeden Monat: ein neues Bild. Ein neues Projekt. Eine neue Art von Licht. Eine neue Technik. Fotografie ist kein Beruf, den du lernst und dann abschließt. Es ist ein Beruf, den du jeden Tag neu lernst.

Fotograf gibt einem Markthändler ein Foto als Geschenk, goldenes Abendlicht umgibt sie.

Was du in drei Monaten erreichen kannst

Wenn du jetzt anfängst - wirklich anfängst - kannst du in drei Monaten das erreichen:

  • Ein professionelles Portfolio mit 12 Bildern
  • Drei bezahlte Aufträge (auch kleine)
  • Eine einfache Website mit Kontaktformular
  • Fünf Testimonials von zufriedenen Kunden
  • Eine klare Preisstruktur, die du verkaufst

Das ist nicht viel. Aber es ist genug, um dich als Profi zu präsentieren. Und das ist alles, was du brauchst.

Frequently Asked Questions

Brauche ich eine Ausbildung, um Fotograf zu werden?

Nein. Es gibt keine gesetzliche Vorschrift, die eine Ausbildung verlangt. Viele erfolgreiche Fotografen haben keine Fachschule besucht. Was zählt, ist dein Portfolio, deine Zuverlässigkeit und wie gut du mit Kunden umgehst. Eine Ausbildung kann helfen - besonders wenn du technische Grundlagen wie Belichtung oder Farbmanagement nicht verstehst - aber sie ist kein Schlüssel zum Erfolg.

Wie viel Geld kann ich als Anfänger verdienen?

Als Anfänger verdienst du zwischen 50 und 100 Franken pro Stunde. Ein kleines Portrait-Shooting mit 10 Bildern bringt dir 300 bis 600 Franken. Mit drei Aufträgen im Monat kannst du 1.500 bis 2.000 Franken verdienen - das ist mehr als viele Studenten verdienen. Mit der Zeit, wenn du dich spezialisierst und dein Ruf wächst, kannst du leicht 100 Franken pro Stunde und mehr verlangen.

Soll ich eine Kamera mit 4000 Franken kaufen?

Nein. Du brauchst keine teure Kamera, um anzufangen. Eine gebrauchte Canon EOS R50 oder eine Sony a6000 mit einem 50-mm-Objektiv kostet unter 800 Franken. Diese Kameras machen hervorragende Fotos. Investiere dein Geld in Licht, Speicherkarten, eine gute Software wie Darktable (kostenlos) und in deine Zeit - nicht in die nächste Kamera. Die Ausrüstung kommt mit der Erfahrung.

Wie finde ich Kunden, wenn ich niemanden kenne?

Fange lokal an. Gehe zu kleinen Geschäften, Cafés, Kunststudios. Biete an, Fotos zu machen - kostenlos, aber mit Rechten für dein Portfolio. Sprich mit Menschen. Frag: „Haben Sie schon gute Fotos für Ihre Website?“ Die meisten sagen „Nein“ - und dann sagst du: „Ich mache das gerne für Sie - wenn Sie mir erlauben, die Bilder in meinem Portfolio zu nutzen.“ So baust du deine erste Klientel auf. Jeder zufriedene Kunde wird dich weiterempfehlen.

Ist Fotografie ein stabiler Beruf?

Fotografie ist kein Job mit festem Gehalt. Aber sie ist ein stabiler Beruf, wenn du dich als Unternehmer siehst. Du baust dir deine eigene Klientel auf. Du hast mehrere Einkommensquellen: Portraits, Produkte, Events, Workshops. Viele Fotografen in der Schweiz verdienen gut, weil sie sich auf Nischen spezialisieren - wie z.B. Fotografie für Bio-Läden, Apotheken oder kleine Architekturbüros. Es geht nicht darum, alles zu machen. Es geht darum, etwas gut zu machen - und immer besser zu werden.

Was kommt als Nächstes?

Wenn du jetzt loslegst - mit einem klaren Portfolio, einem einfachen Preis und einem mutigen ersten Anruf - dann bist du kein Amateur mehr. Du bist ein Fotograf. Der nächste Schritt: Finde deinen Stil. Was macht deine Fotos einzigartig? Was siehst du, das andere übersehen? Das ist deine Nische. Das ist dein Vorteil. Und das ist, was dich von tausend anderen unterscheidet.

Fotografie ist kein Traum. Es ist ein Beruf - wie jeder andere. Und wie jeder Beruf: Du musst ihn lernen. Du musst ihn üben. Und du musst ihn lieben - auch an Tagen, an denen du keine Lust hast. Denn am Ende zählt nicht, wie gut du fotografierst. Sondern wie oft du dich aufraffst - und loslegst.