Karriere Dezember 20, 2025

Kann ich mit Fotografie ein Business starten? So geht’s in 2025

Melina Fassbinder 0 Kommentare

Stell dir vor, du machst Fotos, die Menschen berühren. Nicht nur für dein Instagram, sondern als echtes Geschäft. Kannst du damit leben? Ja. Aber es ist nicht nur eine Kamera und ein guter Lichtstrahl. Es ist ein Job. Ein echter. Und wenn du ihn richtig angehst, kann er dir mehr bringen als ein 9-to-5.

Was du wirklich brauchst - mehr als eine Kamera

Viele denken, ein Fotografie-Business startet mit einer teuren Kamera. Falsch. Es startet mit einem klaren Bild davon, was du verkaufst. Willst du Hochzeiten fotografieren? Kinderporträts? Lokale Geschäfte? Architektur? Jeder Bereich hat andere Kunden, andere Preise und andere Anforderungen.

Ein Hochzeitsfotograf in Zürich verdient durchschnittlich zwischen 1.800 und 4.500 CHF pro Event. Ein Food-Fotograf für lokale Restaurants verdient eher 80-150 CHF pro Stunde. Du musst wissen, wer deine Kunden sind, bevor du deine Kamera auspackst.

Du brauchst keine professionelle Ausrüstung von Anfang an. Ein Sony A7 IV oder eine Canon R6 reichen, wenn du sie beherrschst. Wichtiger ist, dass du deine Bilder konsistent gut machst. Kunden kaufen nicht deine Kamera. Sie kaufen dein Auge, deine Zuverlässigkeit und deine Fähigkeit, Emotionen festzuhalten.

Wie du deine ersten Kunden findest - ohne Werbebudget

Du hast keine Website? Kein Problem. Du brauchst auch keine teure Marketingagentur. Du brauchst Vertrauen. Und das baust du mit echten Ergebnissen auf.

Starte mit Freunden, Familienmitgliedern oder Nachbarn. Biete ihnen ein kostenloses oder stark reduziertes Shooting an - aber nur, wenn sie dir erlauben, die Fotos in deinem Portfolio zu zeigen. Das ist dein erster Beweis, dass du es kannst.

Gehe in lokale Cafés, Boutiquen oder Handwerksläden. Frag, ob du ihnen ein paar kostenlose Fotos für ihre Social-Media-Kanäle machen kannst. Im Gegenzug bittest du um einen kleinen Hinweis: „Wenn du zufrieden bist, würdest du mich deinen Freunden empfehlen?“

Instagram ist dein wichtigstes Werkzeug. Poste nicht nur schöne Bilder. Erzähle die Geschichte dahinter. „Wie ich diese Mama mit ihrem Sohn beim ersten Lächeln nach der Geburt erwischt habe.“ Das macht Menschen neugierig. Das macht sie zu Kunden.

Preise setzen - und nicht unterschätzen

Viele neue Fotografen unterschätzen ihren Wert. Sie bieten 50 CHF für ein Shooting an, weil „das ist der Markt“. Aber der Markt ist nicht der Preis, den du zahlen musst. Der Markt ist der Preis, den Kunden bereit sind zu zahlen - wenn sie wissen, was sie bekommen.

Rechne deine Kosten: Kamera, Speicherkarten, Software, Steuern, Versicherung, Fahrzeugkosten, Zeit. Wenn du 20 Stunden pro Woche für ein Shooting brauchst - und du 40 Stunden pro Woche arbeitest - dann kostet dich ein einzelnes Shooting mindestens 400 CHF an Zeit und Material. Du kannst nicht für 150 CHF arbeiten und überleben.

Starte mit klaren Paketen. Zum Beispiel:

  • Basic: 1 Stunde Shooting, 15 bearbeitete Fotos - 250 CHF
  • Standard: 3 Stunden, 40 Fotos, Online-Galerie - 550 CHF
  • Premium: 6 Stunden, 80 Fotos, gedruckte Fotobuch - 1.100 CHF

Das gibt Kunden Orientierung. Und du vermeidest stundenlange Verhandlungen über „ein paar mehr Fotos“.

Fotograf übergibt einem Ladenbesitzer ein gedrucktes Foto seiner Boutique in einem gemütlichen Café.

Rechtliche Hürden - die du nicht ignorieren darfst

In der Schweiz musst du dich als Selbstständiger anmelden, wenn du mehr als 2.300 CHF pro Jahr mit Fotografie verdienst. Das ist nicht nur eine Formularfrage. Es ist deine Absicherung.

Du brauchst:

  • Eine Gewerbeanmeldung beim Kantonsamt (in Zürich: Gewerbeamt)
  • Eine Haftpflichtversicherung (für Schäden an Objekten oder Personen)
  • Eine Berufshaftpflichtversicherung (für Bildrechte oder Vertragsbruch)
  • Eine Steuernummer und regelmäßige Einkommensteuererklärung

Wenn du Kinder fotografierst, brauchst du eine schriftliche Einwilligung der Eltern. Wenn du private Häuser oder Unternehmen fotografierst, brauchst du eine Genehmigung. Vergiss das nicht. Ein einziger Fehler kann dich teuer kosten - in Geld und Ruf.

Zeit ist dein teuerstes Gut - und dein größter Vorteil

Du denkst, du musst 24/7 erreichbar sein? Nein. Du musst effizient sein.

Ein Hochzeitsfotograf arbeitet 12 Stunden am Tag - aber nur an 15 Tagen im Jahr. Der Rest der Zeit ist für Bearbeitung, Buchhaltung, Marketing und Erholung. Wenn du jeden Tag arbeitest, wirst du ausgebrannt sein. Und deine Fotos werden das spüren.

Plane deine Termine im Voraus. Nutze Tools wie Calendly, damit Kunden selbst Termine buchen können. Automatisiere Rechnungen mit Tools wie Facturio oder Zoho Invoice. Nutze Lightroom-Vorlagen, damit du nicht jedes Bild von Grund auf bearbeitest.

Dein Ziel ist nicht, mehr zu arbeiten. Dein Ziel ist, weniger zu arbeiten - und dafür mehr zu verdienen.

Visuelle Darstellung des Weges eines Fotografen von Anfang bis zu einem erfolgreichen, ausgewogenen Berufsleben.

Was du nicht brauchst - und warum

Du brauchst keine teuren Workshops mit Prominenten. Du brauchst keine Instagram-Follower-Zahl von 50.000. Du brauchst keine 10.000 CHF Investition in neue Objektive.

Du brauchst:

  • Eine klare Nische
  • Eine Handvoll echter Referenzen
  • Eine einfache, saubere Website (mit WordPress oder Squarespace)
  • Eine klare Kommunikation mit Kunden
  • Die Bereitschaft, schlechte Fotos zu löschen - und besser zu werden

Die meisten Fotografen scheitern nicht an der Technik. Sie scheitern an der Unklarheit. Sie versuchen, alles zu sein - für alle. Das funktioniert nicht.

Was passiert, wenn du es versuchst - und scheiterst?

Dann hast du gelernt. Und du hast Fotos. Und du hast Erfahrung. Und du hast gelernt, wie man mit Menschen umgeht. Das ist kein Verlust. Das ist ein Fundament.

Ich kenne einen Fotografen in Basel, der drei Jahre lang nur zwei Hochzeiten hatte. Er hat jedes Mal gelernt: Was hat nicht funktioniert? Was hat der Kunde wirklich gewollt? Was hat er nicht gesagt? Heute hat er eine Warteliste von 8 Monaten.

Es dauert. Aber es lohnt sich.

Dein erster Schritt - heute

Du musst nicht heute dein Business starten. Aber du kannst heute anfangen.

  • Wähle eine Nische - nur eine.
  • Mache drei Fotos für jemanden, den du kennst - kostenlos, aber mit Einwilligung für dein Portfolio.
  • Erstelle eine einfache Google-Seite mit deinen besten drei Bildern und deinem Namen.
  • Frage drei Leute: „Was denkst du, was ich gut kann?“

Das ist alles. Nichts Großes. Aber es ist der Anfang.

Fotografie ist kein Glücksspiel. Es ist ein Handwerk. Und wie jedes Handwerk: Es braucht Zeit, Übung und Mut, den ersten Schritt zu tun.

Kann ich mit Fotografie wirklich Geld verdienen?

Ja, aber nicht, indem du nur Fotos machst. Du verdienst Geld, indem du Lösungen verkaufst: Erinnerungen, Emotionen, Markenbildung. Ein Hochzeitsfotograf verdient durchschnittlich 3.000 CHF pro Event. Ein Fotograf für lokale Unternehmen verdient 100-200 CHF pro Stunde. Es funktioniert - wenn du dich auf eine Nische konzentrierst und professionell arbeitest.

Wie viel kostet es, ein Fotografie-Business zu starten?

Du kannst mit 1.500-3.000 CHF starten: eine gebrauchte Kamera (ca. 1.200 CHF), ein Objektiv (500 CHF), Speicherkarten, eine externe Festplatte und Software wie Lightroom. Dazu kommen jährliche Kosten für Versicherung (ca. 400 CHF) und Steuern. Du brauchst keine teure Ausrüstung - du brauchst Konsistenz.

Brauche ich eine eigene Website?

Ja, aber nicht eine komplexe. Eine einfache Seite mit 5-8 besten Bildern, deinem Namen, deiner Nische und einem Kontaktformular reicht. Nutze Squarespace oder WordPress - sie kosten ab 15 CHF pro Monat. Deine Instagram-Profile allein reichen nicht. Kunden wollen sehen, dass du seriös bist.

Wie finde ich meine erste Klientin?

Fang klein an: Freunde, Familie, Nachbarn. Biete ein kostenloses Mini-Shooting an - aber nur, wenn du die Fotos für dein Portfolio nutzen darfst. Danach fragst du: „Kannst du mich jemandem empfehlen, der das braucht?“ Die meisten ersten Kunden kommen durch persönliche Empfehlungen - nicht durch Werbung.

Wie lange dauert es, bis ich genug verdient habe?

Es dauert zwischen 6 und 18 Monate, bis du ein regelmäßiges Einkommen hast. Die ersten 3 Monate sind für Aufbau. Die nächsten 6 für Aufträge und Referenzen. Danach beginnt das Wachstum. Wer konsequent arbeitet, verdient nach einem Jahr 2.000-4.000 CHF pro Monat - je nach Nische und Einsatz.