Kaum jemand will sich heute noch mit unscharfen Bildern rumschlagen. Klar, ein leicht cremiger Look hat manchmal Charme – denken wir an Porträtaufnahmen oder analoge Schwärmerei. Aber: Schärfe ist oft das A und O, wenn ein Foto fesseln soll. Spannenderweise sind es gerade die kompakten spiegellosen Kameras, die ihren Spiegel-reflex-Großvätern den Rang ablaufen. Schon mal gefragt, warum das so ist? Es hat weniger mit Marketing-Gewäsch als mit echten technischen Vorteilen zu tun. Und die tauchen nicht nur auf Messdiagrammen, sondern tatsächlich sichtbar im Alltag auf. Wer sich gerade fragt, ob der Umstieg lohnt, findet hier definitiv mehr als nur Verkaufsargumente. Ich war selbst skeptisch, bis ich im Zürcher Kunsthaus die Neue mitnahm und die RAW-Dateien später auf dem Rechner sah. Knackscharf – bis zum Rand.
Der wohl markanteste Unterschied steckt schon im Namen. Während eine DSLR noch wie aus Großvaters Zeiten einen Schwingspiegel nutzt, der das Licht zum Sucher umlenkt, haben spiegellose Kameras diesen Spiegel gestrichen. Klingt zunächst nach einem banalen Detail, bringt aber richtig was. Ohne Spiegel sitzt der Sensor viel näher an der Objektivfassung. Das eröffnet optisch ganz neue Möglichkeiten. Die Linsen können konstruiert werden, ohne auf den 'Spiegelschlag' Rücksicht zu nehmen. Bestes Beispiel: Viele neue spiegellose Objektive haben eine deutlich bessere Schärfe bis in die Ecken als ihre DSLR-Pendants, weil der Abstand zum Sensor nicht mehr so groß sein muss.
Die Folge? Weniger Lichtverlust, keine störenden Reflexionen am Spiegel – und, was besonders abgefahren ist: Jedes Photon trifft nahezu unverfälscht und direkt auf den Sensor. Technisch lässt sich das in MTF-Kurven abbilden, aber man sieht es vor allem an feinen Details: Struktur im Laub, Hautporen oder Fell – alles wird gestochen scharf. Hersteller wie Canon, Nikon, Sony und Fujifilm haben das längst erkannt und bauen fast nur noch neue Spitzenobjektive für ihre spiegellosen Systeme. Statistiken von 2024 zeigen, dass etwa 85% aller neuen Systemkamera-Releases spiegellos sind. In Zürich sehe ich im Fotofachgeschäft fast nur noch spiegellose Modelle in Händen ambitionierter Hobbyisten – Julian auch.
Kommen wir zum Herzstück: Dem Sensor. Der ist bei spiegellosen Kameras meistens aktueller und technisch fortschrittlicher als bei älteren DSLRs. Und das macht sich sofort bemerkbar – vor allem bei der Schärfe. Vollformatsensoren wie bei der Sony A7R V oder der Canon EOS R5 liefern mit kleinen Pixelabständen und neu entwickelten Mikrolinsen eine Auflösung und Klarheit, die im DSLR-Lager oft nur schwer zu finden ist. Selbst APS-C-Modelle wie die Fujifilm X-T5 können locker mit alten Vollformat-DSLRs mithalten!
Die Bildqualität wird auch dadurch verbessert, dass spiegellose Sensoren meist mit BSI-Technik (Backside-Illuminated) ausgestattet sind. Hier liegt die lichtempfindliche Schicht direkt oben auf, statt unter einer Verdrahtung, wie bei vielen alten DSLRs. Das bedeutet: Mehr Licht-Ausbeute, weniger Rauschen, vor allem bei kniffeligen Lichtverhältnissen und hohen ISO-Zahlen.
Und noch ein Vorteil: Moderne spiegellose Kameras bieten oft auf dem Sensor integrierte Bildstabilisierung. Das macht gerade bei langen Brennweiten und schwachem Licht den Unterschied. Viele DSLRs setzten hier noch auf optische Stabis in den Objektiven – der Effekt ist aber schwächer.
Kameratyp | Durchschnittliche Auflösung (MP) | Sensor-Technologie | Erst-Release (Jahr) |
---|---|---|---|
DSLR Vollformat | 24-36 | Frontside-Illuminated, häufig ohne IBIS | 2000-2019 |
Spiegellos Vollformat | 32-61 | Backside-Illuminated, oft mit IBIS | 2018-2025 |
In meiner Praxis haben wir zum Beispiel bei Modeproduktionen für Zürcher Labels gemerkt: Labor-Tests zeigen rund 25% mehr Auflösung in feinen Stoffstrukturen bei spiegellosen Boliden. Und wer viel croppt, also in die Bilder reinschneidet, freut sich über die Extra-Reserven.
Autofokus ist bei spiegellosen Kameras ein ganz anderes Kaliber. Während DSLRs meist noch einen separaten Autofokus-Sensor nutzen, arbeiten spiegellose immer mit dem Bildsensor selbst. Das nennt sich Phasen- und Kontrasterkennung direkt auf dem Sensor. Vorteil? Extrem präzises Scharfstellen – und zwar da, wo du es im Bild willst.
Gerade bei Porträts, bei Reportagen oder schnellen Bewegungen (und ja, bei Kindern, die nicht stillhalten) ist dieser Vorteil riesig. Moderne spiegellose Modelle erkennen Augen, Gesichter und sogar Tiere – stellen blitzschnell auf die korrekte Stelle scharf. Bei Hochzeiten, wo Sekunden zählen, kannst du nicht drüber nachdenken. Ich erinnere mich an einen Moment am Zürichsee: Ein Segelboot passierte in voller Fahrt vor goldenem Licht, der Autofokus der spiegellosen schnappte sich den perfekten Moment. Mit einer DSLR hätte ich vermutlich nochmal schießen müssen und gehofft, die Schärfe sitzt.
Dazu kannst du dank elektronischem Sucher direkt kontrollieren, ob der Fokus stimmt. Keine bösen Überraschungen mehr im Nachhinein.
Ein Punkt, den viele unterschätzen: Der Abstand zwischen Objektivbajonett und Sensor wurde bei spiegellosen auf ein Minimum reduziert, die sogenannte 'Flanschbrennweite'. Dieses technische Detail klingt trocken, sorgt aber für schärfere Bilder – und zwar bis in die äußersten Ecken.
Die kurze Flanschdistanz erlaubt ganz neue Objektivdesigns: Weniger Glas, weniger Fehlerquellen, weniger optische Korrekturen, die das Bild weichzeichnen. Die neuen Objektive für spiegellose Plattformen wie Sonys FE, Canons RF oder Nikons Z sind kleine Wunderwerke. Sie sind nicht nur leichter, sondern liefern eben auch eine Performance, die bei klassischen DSLR-Optiken durch Bauform-Beschränkungen nicht möglich war.
Ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: Das Canon RF 50mm f/1.2 ist bis Blende 2.0 knackscharf – sichtbar schärfer als das alte EF-Pendant, obwohl beide auf Papier mit 50mm f/1.2 angegeben sind. Wer viel Landschaft oder Architektur fotografiert, merkt schnell: Linien bleiben sauber, Ecken werden nicht matschig.
Das Ganze kommt also nicht von ungefähr. Die Innovationen im Bajonett und in der Objektiv-Entwicklung machen spiegellose Systeme langfristig zur Wahl für alle, die maximale Qualität rausholen wollen – egal ob Street, Portrait, Landschaft oder Studio.
Jetzt, wo klar ist, warum spiegellose Kameras in Sachen Schärfe vorn liegen, hier ein paar ganz praktische Tricks, wie du das Maximum herausholen kannst – egal ob du gerade erst umsteigst oder schon länger mit einer spiegellosen unterwegs bist:
Gerade für Neulinge lohnt sich der Vergleich mit eigenen Testreihen. Fotografiere die gleiche Szene einmal mit DSLR, einmal mit spiegelloser Kamera – zieh die Bilder groß, zoome ins Detail. Mir ging’s wie vielen: Spätestens beim Feinabgleich springt die Schärfe geradezu ins Auge.
Zürich ist voller spannender Motive, von alten Fassaden in der Altstadt bis zum glitzernden Wasser am See. Seitdem ich selbst 'spiegellos' unterwegs bin, könnte ich nie mehr zurückwechseln – die Bilder sprechen einfach für sich.