Als Anfänger-Fotograf fragst du dich wahrscheinlich: Kann ich damit wirklich Geld verdienen? Oder ist das nur ein teures Hobby? Die Antwort ist klar: Ja, du kannst Geld verdienen - aber nicht so, wie du es dir vielleicht vorstellst. Es gibt keine feste Gehaltsskala, keine Monatsabrechnung, und auch keine Garantie, dass dein erstes Foto sofort verkauft wird. Aber mit der richtigen Herangehensweise kannst du innerhalb von 6 bis 12 Monaten erste Einnahmen generieren - selbst ohne Studio, teure Ausrüstung oder einen Abschluss in Fotografie.
Die Zahlen variieren stark. In der Schweiz verdienen Anfänger-Fotografen im ersten Jahr zwischen 1.000 und 4.000 CHF brutto, wenn sie regelmäßig Aufträge haben. Das klingt wenig - und das ist es auch. Aber es ist realistisch. Die meisten Anfänger verdienen nicht mit Hochzeiten oder Mode-Shoots, sondern mit kleinen, alltäglichen Aufträgen: Porträts für Familien, Fotos von Haustieren, Bilder von lokalen Geschäften, oder sogar Dokumentationen von Events wie Flohmärkten oder Gemeindeveranstaltungen.
Ein typisches Beispiel: Ein Fotograf in Zürich macht im Monat drei Porträts zu je 80 CHF, zwei Haustier-Shoots zu je 60 CHF und ein kleines Geschäftsfoto für einen Bäcker zu 100 CHF. Das sind 460 CHF pro Monat. Kein Vermögen, aber auch kein Verlust. Und das mit einer Kamera, die unter 500 CHF gekostet hat, und einem einfachen Laptop.
Die meisten Anfänger verdienen nicht mit dem Verkauf von Bildern, sondern mit Dienstleistungen. Du verkaufst nicht nur Fotos - du verkaufst Zeit, Erfahrung, Vertrauen und ein schnelles Ergebnis. Das ist der Schlüssel.
Du brauchst keine Canon EOS R5, kein Lichtset mit drei Blitzgeräten und keinen eigenen Fotostudio-Raum. Du brauchst:
Was du nicht brauchst: Ein teures Objektiv mit f/1.2, eine Drohne, oder einen Fotografie-Abschluss. Viele Kunden interessieren sich nicht dafür, was du studiert hast. Sie wollen ein gutes Foto, das sie schnell bekommen - und das zu einem Preis, den sie verstehen.
Ein Fotograf aus Bern hat mit einer gebrauchten Nikon D3400 und einem 50-mm-Objektiv (300 CHF gesamt) innerhalb von vier Monaten 2.800 CHF verdient - durch lokale Porträts, Tierfotos und Fotos von Gärten für Immobilienmakler. Kein Studio. Kein Team. Keine Werbeagentur. Nur 20 Stunden Arbeit pro Monat.
Die meisten Anfänger warten darauf, dass Kunden sie finden. Das funktioniert nicht. Du musst sie finden.
Die ersten 10 Aufträge sind hart. Aber sie sind der Schlüssel. Nach dem zehnten Foto weißt du, wie du dich verhältst, wie du mit Kunden sprichst, und wie du Bilder auswählst. Danach wird es einfacher.
Ein Fehler, den fast alle Anfänger machen: Sie verkaufen ihre Fotos zu billig. 20 CHF pro Foto? Das ist kein Geschäft - das ist Selbstausbeutung.
Ein guter Ansatz: Stundenlohn + Materialkosten. Rechne mit 25 CHF pro Stunde. Ein Porträt-Shoot dauert 1,5 Stunden. Die Bearbeitung: 1 Stunde. Das sind 2,5 Stunden = 62,50 CHF. Dazu 10 CHF für Speicherkarten, Drucke oder Cloud-Speicher. Du verlangst 75 CHF. Das ist fair. Und es ist mehr, als du denkst.
Wenn jemand sagt: «Das ist zu viel», antworte: «Ich verkaufe keine Fotos. Ich verkaufe ein Erlebnis - und Bilder, die du 20 Jahre lang behalten wirst.» Die meisten Kunden verstehen das, wenn du es klar sagst.
Vermeide Pakete wie «5 Fotos für 50 CHF». Das macht dich zur Ware. Biete stattdessen «Ein Porträt-Shoot mit 5 hochwertigen Bildern - inklusive digitalem Download - für 80 CHF». Das klingt professionell. Und du verdienst mehr.
Es gibt einige Fallen, die Anfänger leicht betreten - und aus denen sie schwer wieder herauskommen.
Nach 12 Monaten solltest du drei Dinge haben:
Wenn du das hast, kannst du deine Preise langsam erhöhen. Von 80 CHF auf 120 CHF. Von 120 auf 150. Und du kannst neue Dienstleistungen anbieten: Fotografie für kleine Unternehmen, Monatsbilder für Ärzte, oder sogar Mini-Workshops für Eltern, die ihre Kinder fotografieren wollen.
Ein Fotograf aus Luzern hat nach einem Jahr 18.000 CHF verdient - mit 150 Aufträgen. Durchschnittlich 120 CHF pro Job. Kein großer Erfolg? Vielleicht. Aber das ist mehr als die meisten Teilzeit-Jobs in der Schweiz. Und du arbeitest, wann du willst. An einem Tag 3 Stunden, am nächsten Tag frei. Das ist der wahre Wert.
Wenn du heute Abend nur eine Sache tust, dann mache das:
Du hast gerade dein erstes Geschäft abgeschlossen. Und du hast angefangen.
Nein - nicht sofort. Aber du kannst damit ein Nebeneinkommen aufbauen, das nach 1-2 Jahren bis zu 3.000-5.000 CHF pro Jahr erreichen kann. Viele Fotografen in der Schweiz arbeiten halbtags - und haben nebenbei einen anderen Job. Das ist normal. Der Traum, sofort Vollzeit zu arbeiten, ist selten realistisch. Der Traum, langsam und sicher zu wachsen, ist es.
Nicht sehr. Die Kamera macht 10 % aus. Die Fähigkeit, Licht zu lesen, Kunden zu führen und Bilder auszuwählen, macht 90 % aus. Viele Kunden können nicht unterscheiden, ob du eine Canon oder eine Sony hast. Sie sehen nur, ob das Foto gut aussieht. Ein gutes Foto mit einer alten Kamera ist besser als ein schlechtes mit einer teuren.
Ja - aber nicht zu kompliziert. Eine einfache Seite mit 8-12 Bildern, deinem Namen, deinem Standort und einer Kontakt-Formular reicht. Du brauchst keine Animationen, keine Shop-Funktion, keine Blog-Beiträge. Ein klarer Auftrag: «Ich mache Porträts für Familien und kleine Geschäfte. Kontaktieren Sie mich.»
Sie warten darauf, dass Kunden sie finden. Die meisten Anfänger posten Fotos auf Instagram und warten. Aber Kunden kommen nicht einfach. Du musst sie ansprechen. Du musst lokal sein. Du musst aktiv werden. Fotografie ist kein passiver Beruf - sie ist ein Dienstleistungsberuf. Und Dienstleistungen verkaufen sich nicht von allein.
Ja. Viele Kantone bieten Kurse für Selbstständige an - oft kostenlos oder mit Subventionen. In Zürich gibt es zum Beispiel «Startfonds» für Kreative. Auch die Schweizer Fotografen-Vereinigung bietet Workshops für Anfänger. Suche nach «Kreativwirtschaft Schweiz» oder «Selbstständig werden als Fotograf» - du wirst überrascht sein, wie viel Unterstützung es gibt.
Du hast jetzt eine klare Vorstellung: Du kannst anfangen. Mit wenig Geld. Mit wenig Ausrüstung. Mit viel Willen. Der nächste Schritt ist nicht das perfekte Foto. Der nächste Schritt ist das erste Gespräch. Geh raus. Sprich mit jemandem. Mach ein Foto. Schicke es. Und dann mach noch eins. Das ist der Weg. Nicht durch Ausrüstung. Nicht durch Theorie. Sondern durch Handeln.