Fotografie und Lifestyle Juni 27, 2025

Reisen Fashion Fotografen wirklich um die Welt? Ein Blick hinter die Kulissen der Modefotografie

Melina Fassbinder 0 Kommentare

Hast du schon einmal davon geträumt, mit der Kamera im Gepäck exotische Länder zu erkunden, während berühmte Models vor deiner Linse posieren? Der Gedanke an das Leben von Fashion Fotografen klingt verlockend – Jetset, inspirierende Locations und ein kreatives Team immer an deiner Seite. Aber sieht die Realität wirklich so glanzvoll aus, wie sie auf Instagram erscheint?

Wie viel reisen Fashion Fotografen wirklich?

Die romantische Vorstellung, ständig zwischen New York, Paris und Kapstadt zu pendeln, entspricht nur in den seltensten Fällen der Wahrheit. Die meisten Fashion Fotografen verbringen den Großteil ihrer Zeit in der eigenen Stadt – oft in Berlin, Hamburg, Düsseldorf oder München. Große Werbekampagnen werden tatsächlich häufig in Metropolen wie New York oder Paris fotografiert. Aber inzwischen finden zahlreiche Shootings auch in lokalen Studios oder sogar remote statt, zum Beispiel am Laptop vom eigenen Wohnzimmer aus. Seit der Pandemie ist der Remote-Trend deutlich spürbar: Marken schicken Kleidung per Express, Models werden gebucht, und das Set steht an irgendeinem Ort, der gar nicht glamourös sein muss. Kein ständiges Umherreisen mehr – Effizienz und Flexibilität sind angesagt.

Natürlich gibt es Ausnahmen: Fotografen, die etablierte Kontakte zu Luxusmodemarken oder Magazinen wie Vogue oder Harper’s Bazaar haben, werden tatsächlich zu internationalen Jobs eingeladen. Für Nachwuchstalente sieht die Sache allerdings anders aus. Einsteiger nehmen oft regionale Aufträge an und reisen seltener, bis sie einen festen Fuß in der Szene haben. Interessant ist auch: Bei einem Auftrag für ein großes Modelabel werden mehrere Locations an einem Tag abgeklappert, aber das ist eher die Ausnahme als die Regel. Die meisten Fashion Fotografen sind mehr mit Mails und dem Editieren beschäftigt als mit Reisen um den Globus.

Ein Blick auf die Zahlen gibt noch mehr Aufschluss: Laut einer Umfrage der Zeitschrift "FotoProfi" aus dem Jahr 2024 gaben nur 18 Prozent der befragten Fashion Fotografen an, monatlich mehr als drei Tage für Jobs außerhalb ihrer Heimatstadt unterwegs zu sein. Die Mehrheit reist kaum – der Mythos vom Jetsetter-Leben ist also nur bedingt wahr.

Die Realität des Jobs: Zwischen Glamour und Alltagsstress

Was für Außenstehende nach einem aufregenden Abenteuer klingt, ist oft harte Arbeit. Das fängt schon bei der Vorbereitung an: Koffer werden gepackt, Equipment nach Checkliste sortiert, Ladegeräte, Adapter und Ersatzakkus dürfen nicht fehlen. Vor Ort gibt es kaum Zeit zur Erholung. Der Zeitplan ist straff, das Team wartet schon, das Licht ändert sich minütlich, und Models stehen im engen Kontakt mit Visagisten. Fotografen arbeiten oft zwölf Stunden oder länger, ohne Pause, ständig auf den Beinen. Und nach dem Shooting ist die Arbeit längst nicht vorbei: Bilder müssen gesichtet, aussortiert, bearbeitet und verschickt werden. Die Nächte werden gern mal zum Tag.

Reisen klingt immer nach Abenteuer – aber ständiges Jetlag, ungewohnte Hotels, fehlende Privatsphäre und schnelles Fastfood sind die Schattenseiten. Hinzu kommt: Viele Fotografen zahlen ihre Flüge und Unterkünfte am Anfang ihrer Karriere selbst und hoffen, dass sich irgendwann die großen Aufträge einstellen. Die Arbeit an exotischen Orten, sei es Strand, Wüste oder Berghütte, ist meist alles andere als entspannt. Wind, Wetter und unvorhersehbare Situationen machen das Shooting oft zum Survival-Trip.

Trotzdem gibt es Momente, in denen sich die Mühe lohnt. Ein Top-Shooting am Strand von Ibiza, ein Sonnenuntergang in Kapstadt oder ein exklusives Set in Tokio – klar, solche Erlebnisse bleiben im Gedächtnis. Für viele ist das genau der Grund, warum sie trotz Stress immer noch für Modefotografie brennen. Aber die Wahrheit: Die meisten glamourösen Aufnahmen entstehen irgendwo in einem Studio, bei künstlichem Licht. Der kreative Prozess bleibt – egal, ob draußen auf Bali oder drinnen im Keller eines Berliner Hinterhauses.

Wichtige Fakten, Zahlen und Erfahrungsberichte

Wichtige Fakten, Zahlen und Erfahrungsberichte

Glaubst du, dass Fashion Fotografen nur bei Sonne und Palmen arbeiten? Viele stehen tagelang im Regen, frieren oder schwitzen für das perfekte Bild. Ein Insiderbericht des bekannten Fotografen Paul Ripke aus dem Jahr 2024 bringt die Realität auf den Punkt: "Mindestens 60 Prozent meiner Shoots sind Homebase-Jobs – schnell erreichbar und effizient." Die tatsächlichen Reisetage sind viel weniger, als Social Media suggeriert. Wer sich auf internationale Jobs spezialisiert, muss auch mit Jetlag klarkommen, unterwegs Mails beantworten und ständig erreichbar bleiben. Flexibilität und Belastbarkeit sind im Alltag gefragt.

Hier die Ergebnisse einer Branchenumfrage unter deutschen Fashion Fotografen aus dem Jahr 2025, veröffentlicht im Magazin "Digitale Fotografie":

Frage Antworten (in %)
Häufigkeit von Reisen (pro Monat) 18% mehr als 3x / 47% 1-2x / 35% selten bis nie
Arbeitszeit pro Shooting (inkl. Nachbearbeitung) 72% mehr als 8 Stunden / 22% 4-8 Stunden / 6% unter 4 Stunden
Reisebudget vom Kunden gestellt 38% immer / 33% manchmal / 29% nie
Shootings im Ausland (letzte 12 Monate) 21% ja / 79% nein

Auch wird deutlich: Die Szene ist größtenteils von Selbständigen und Freelancern geprägt. Wer in einem festen Studio arbeitet, reist noch viel seltener. Die Weichen stellt oft der Kunde: Große Budgets? Viel Reisen. Kleine Budgets? Mehr Homeoffice. Und die Jobs werden zunehmend nach Effizienz geplant. Kein Wunder, denn Zeit ist in der Modebranche Geld – und kurze Wege sparen eben beides.

Tipps für einsteigerfreundliches Reisen in der Modefotografie

Wer als Fashion Fotografen-Newbie einsteigen will und sich dabei nach ein bisschen Abenteuer sehnt, sollte einige Dinge beachten. Erstens: Investiere ins richtige Equipment, das nicht zu schwer und trotzdem robust ist. Eine gute Kamera, kompakte Blitze und praktische Stativlösungen sind Gold wert. Zweitens: Netzwerken ist Pflicht! Wer die richtigen Kontakte hat, bekommt schneller Angebote für interessante Jobs – auch international. Drittens: Kenne die wichtigsten Gepäckregeln der Airlines. Viele Fotografen schwören auf Handgepäcklösungen, um wertvolles Equipment immer bei sich zu haben.

  • Erstelle vor jedem Job eine ausführliche Packliste.
  • Sichere deine Daten unterwegs mehrmals (externe Festplatten, Cloud-Lösungen).
  • Informiere dich über Fotorechte und Einfuhrbestimmungen im jeweiligen Land.
  • Sorge für eine Auslandskrankenversicherung und die richtige Steuerberatung bei internationalen Projekten.
  • Bleib flexibel: Manchmal ist ein wichtiger Job ein Last-Minute-Trip.

Wenn Reisen zur Routine wird, entwickeln viele ihre eigenen Tricks – zum Beispiel, immer einen Snack oder eine Powerbank dabei zu haben, oder den Positionswechsel zwischen Zeitverschiebungen und Termindruck mit kurzen Meditationen oder Powernaps abzufedern. Echte Profis wissen: Wer mit weniger auskommt, hat weniger Stress am Flughafen, im Zug oder im Teamauto. Und viele sind überrascht, wie schnell aus der Traumreise ein harter Arbeitstag werden kann.

Modefotografie ist spannend, keine Frage. Aber der ständige Lifestyle auf Reisen? Das ist eher die Ausnahme als die Regel. Wer offen bleibt, sich klug vernetzt und auf wechselnde Bedingungen einstellt, findet trotzdem die schönsten Momente im Fotografenalltag. Das Wichtigste bleibt die Leidenschaft für Bilder – ganz egal, ob am anderen Ende der Welt oder direkt um die Ecke.